„Der Holzpreis muss nach oben!“

In großen Mengen holen Südtirols Waldbesitzer seit Wochen vom Borkenkäfer befallene Baumstämme aus den Wäldern. Sind sie einmal draußen, stehen sie gleich vor zwei weiteren Problemen: Die Lagerplätze sind rar und die erzielten Preise nach wie vor kaum kostendeckend. Eine Bestandsaufnahme.

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Waldzertifizierung Produktion

Jetzt, wo es draußen immer wärmer wird, fällt es einem schwer, an Brennholz zu denken. Und doch wird den Waldbesitzern beim Blick auf die Preise, die sie derzeit für ihr Holz bekommen, alles andere als warm ums Herz. Das zeigt auch eine Umfrage, die der Südtiroler Bauernbund Anfang Februar unter seinen Ortsobleuten gemacht hat. Das Thema der Umfrage: die Brennholzpreise im zu Ende gehenden Winter und die Erfahrungen mit den Fernheizwerken. 40 Ortsgruppen – genau ein Viertel – haben sich an der Umfrage beteiligt, wobei natürlich zu bedenken ist, dass ein guter Teil der Ortsgruppen gar kein Fernheizwerk im eigenen Einzugsbereich hat.

Holzpreis deckt kaum ­Bringungskosten
Das Ergebnis der Umfrage: Die Fernheizwerke haben im Winter im Schnitt knapp 45 Euro pro Festmeter Brennholz bezahlt – eine Summe, die kaum so hoch ist wie die Kosten für die Bringung des Holzes, die mit dem Einsatz eines Kippmasts zwischen 45 und 50 Euro liegen. Zur Erinnerung: Laut dem Rahmenabkommen, das der Bauernbund mit dem Biomasseverband 2015 ausgehandelt hatte und das 2019 von Letzterem aufgekündigt wurde, war ein Preis von 47 Euro pro Festmeter als Minimum vorgesehen. Wenig überraschend, dass die Ortsobmänner mit solchen Preisen mehrheitlich nicht zufrieden sind. Nach dem Preis befragt, der ihrer Ansicht nach angemessen wäre, nannten die Ortsobmänner in der Umfrage im Schnitt 54 Euro. Zwischen Realität und Wunsch klafft also eine Lücke von rund 10 Euro, das ist bei den Mengen an Holz, das derzeit aus den Wäldern geholt wird, eine ansehnliche Summe Geld.
Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner hat dazu eine klare Meinung: „Der Preis für das Holz muss nach oben, damit den Waldbesitzern unterm Strich auch wirklich was bleibt. Daran ändern leider auch die jetzt deutlich höheren Prämien für die Holzbringung wenig (vgl. dazu S. 41 in der aktuellen Ausgabe, Anm. d. Red.), im besten Fall bleibt das nach Abzug der Bringungs- und Transportkosten ein Nullsummenspiel.“
Zu den niedrigen Preisen kommen – so die Rückmeldungen der Ortsobmänner – noch eine Reihe von weiteren Problemen: So wird ein Abtransport oft erst ab einer bestimmten Menge abgewickelt, die Waldbesitzer müssen dementsprechend lange darauf warten, und – das war nach dem Sturm Vaia bereits so – es gibt in den meisten Fällen Lieferbeschränkungen, weil die Lager der Heizwerke schlichtweg voll sind und keine weitere Ware mehr aufnehmen können. „Man kann den meisten Heizwerken hier wirklich keinen Vorwurf machen: Viele nehmen bereits Vorrat für die kommenden Jahre auf, irgendwann ist eben kein Platz mehr“, unterstreicht Rinner.

Wohin mit dem Käferholz?
Diese vollen Lager führen zu einem weiteren Problem: Wohin mit dem ganzen Käferholz? Die Lager der Fernheizwerke sind voll, für jene der Sägewerke gilt vielerorts das Gleiche. Neue Lagerplätze sind schwer zu finden: Bekanntlich sollte das Käferholz, wenn es einmal aus dem Wald entfernt ist, mindestens 500 Meter vom nächsten Wald entfernt gelagert werden, um eine Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern. Wer die teils engen und dicht bewaldeten Täler unseres Landes vor Augen hat, versteht, warum sich die Suche nach geeigneten Lagerplätzen schwierig gestaltet. Dazu kommt, dass das Holz bei längerer Lagerung an Qualität und Wert verliert.

Verladebahnhof dringend ­benötigt
Wenn das Holz im eigenen Land keinen Platz mehr hat, dann muss es woanders hin: Das klingt einfacher, als es umsetzbar ist. Denn so große Holzmengen an Schadholz, wie sie wegen des Borkenkäfers in den kommenden Jahren anfallen werden (Schätzungen gehen von bis zu fünf Millionen Festmetern aus), können wohl nur mit Güterzügen abtransportiert werden. Dafür bräuchte es aber einen Verladebahnhof, der zurzeit in Südtirol nicht vorhanden ist. Auf dieses Problem weist auch der bäuerliche Landtagsabgeordnete Franz Locher in einer Aussendung hin: „Mit einem Verladebahnhof könnte man diese großen Mengen an Holz auffangen und einen schnellen Transport garantieren. Es gilt, das ohnehin überlastete Straßennetz nicht noch weiter zu strapazieren, und angesichts der enormen Mengen ist der Zug im Gegensatz zur Straße weniger zeit- und kostenaufwändig“, ist Locher überzeugt. Weil ein solcher Verladebahnhof nicht von heute auf morgen entsteht, wäre laut Bauernbund-Direktor Rinner aber zunächst ein anderer Schritt dringend notwendig: „Frächter aus dem Ausland, die Holz abtransportieren möchten, sind derzeit aufgrund der italienischen Gesetzgebung in ihrem Einsatzradius stark eingeschränkt. Das ließe sich ändern, wenn der Staat endlich den Notstand aufgrund des starken Borkenkäferbefalls ausrufen würde. Doch was nach Vaia rasch möglich war, dauert nun quälend lange.“

Lösungsansätze für den Holzstau
Mögliche ausländische Abnehmer für das Holz aus Südtirols Wäldern wären durchaus vorhanden: Laut Locher hätten sich bereits Abnehmer aus dem Ausland gemeldet, die bereit wären, die Holzwirtschaft in Südtirol dementsprechend zu unterstützen. „Es geht dabei nicht nur um hochwertiges Rundholz, sondern auch um Holz in minderwertiger Qualität, welches als Brennmaterial oder zur Zelluloseverarbeitung genutzt werden kann“, erklärt Locher. Höhere Preise für Südtiroler Holz und eine verbesserte Logistik für das Käferholz wären also mögliche Lösungsansätze für den wachsenden Holzstau. Dankbar für eine rasche Lösung sollten aber nicht nur die Waldbesitzer sein, sondern die gesamte Bevölkerung. „Schließlich geht der Wald nicht nur die an, die mit dem Holz ein paar Euro verdienen könnten. Ein intakter Wald ist für alle, die am Fuß unserer Berghänge leben, ein Sicherheitspolster“, erklärt Rinner.

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Bernhard Christanell

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