Hecken als Abdriftschutz
Als natürliche Barriere können Hecken einen wirksamen Beitrag zur Reduzierung von Abdriftproblemen leisten. Das Versuchszentrum Laimburg hat dafür verschiedene Gehölze getestet und dabei den Fokus auf einheimische Pflanzen gelegt.
Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist in vielen Bereichen der Landwirtschaft unverzichtbar. Gleichzeitig gilt es, die Einträge in angrenzende Flächen, Gewässer oder andere sensible Bereiche zu vermeiden. Eine Maßnahme zur Reduktion unerwünschter Abdrift kann die Pflanzung einer Hecke sein. Per Definition sind Hecken linear angelegte Gehölze, die frei wachsend oder geschnitten als Formhecke (auch Schnitthecke) erzogen werden können. Formhecken brauchen weniger Platz als frei wachsende Hecken, dafür aber einen oder mehrere Schnitte pro Jahr.
Hecken als Abdriftbarriere
Hecken wirken als natürliche Barriere, bremsen den Wind, fangen Sprühnebel ab und tragen so dazu bei, eine Kontamination von Oberflächengewässern und Nicht-Zielflächen zu verhindern. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie Nr. 2009/128/EG zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln wurden auch in Südtirol Vorschriften eingeführt – unter anderem Mindestabstände, die unter bestimmten Bedingungen bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln einzuhalten sind. Eine Möglichkeit, diese gesetzlich geforderten Abstände zu reduzieren, ist die Anlage einer Hecke als Abdriftbarriere. Für Formhecken gelten Mindestabstände in der Pflanzung zwischen Hecke und Grundstücksgrenze von 50 Zentimetern, damit die Pflege aber erleichtert wird, ist ein größerer Abstand (1 m) hilfreich.
Höhe und Belaubungsdichte
Gemäß Beschluss der Landesregierung Nr. 141 vom 03.03.2020 muss eine Hecke, die als Barriere zwischen Raumkulturen (Obst- und Weinbau) und etwa Futter-, Gemüse-, Getreide-, Beeren- und/oder Kräuteranbauflächen dient, nach spätestens vier Jahren zumindest die Höhe der zu behandelnden Raumkultur erreichen und während der Vegetationszeit ausreichend dicht belaubt sein.
Mindesthöhe an Grenze zu sensiblen Zonen
Eine gewisse Durchlässigkeit ist dabei gewünscht, damit der Luftstrom nicht so stark blockiert wird, dass der Sprühnebel über die Barriere hinweggehoben und dahinter abgelagert wird. Angrenzend zu sensiblen Zonen, wie öffentlichen Parks, Schulflächen, muss die Abdriftbarriere eine Mindesthöhe von drei Metern aufweisen (Beschluss Nr. 817 vom 1. 7. 2014). Die Wirksamkeit einer Hecke als Abdriftbarriere kann im Jahresverlauf schwanken: Während im Sommer durch volle Belaubung meist eine gute Schutzwirkung erzielt wird, nimmt diese je nach Pflanzenart von Herbst bis Frühjahr aufgrund höherer Porosität ab. Das unterstreicht die Notwendigkeit, die Pflanzenarten sorgfältig auszuwählen und an die lokalen Bedingungen und betrieblichen Anforderungen anzupassen. Gleichzeitig sollte sie pflegeleicht und schnittverträglich sein, damit sie sich langfristig im Betrieb bewährt.
Versuch am Versuchszentrum Laimburg
Am Versuchszentrum Laimburg wurde im Frühjahr 2021 eine Schnitthecke mit neun heimischen Pflanzenarten angrenzend an eine Weinbaufläche angelegt. Die Pflanzen wurden vom Landesforstgarten zur Verfügung gestellt. Es wurden mehrere Abschnitte mit jeweils fünf bis zehn Pflanzen pro Art gepflanzt und über vier Jahre regelmäßig geschnitten und beobachtet. Ziel war es, dass die Pflanzen innerhalb des Zeitraums die Höhe der angrenzenden Kultur (mindestens zwei Meter) erreichen und während der Vegetationsperiode eine durchschnittliche Belaubungsdichte von über 60 Prozent aufweisen.
Der Pflegeaufwand wurde dabei bewusst gering gehalten: Die Hecke wurde in der Regel zweimal pro Jahr geschnitten, um eine kompakte Form zu erhalten. Die durchschnittliche Tiefe der Hecke lag zwischen 70 und 90 Zentimetern. Eine automatische Bewässerung mit Tropfschlauch wurde eingebaut. Zusätzlich konnten durch eine Mulchschicht (Rindenmulch oder Rasenschnitt) die Pflege und der Bewässerungsbedarf in den ersten Jahren verringert werden.
Vier Arten konnten überzeugen
Besonders überzeugend zeigten sich dabei vier Pflanzenarten, auch wenn der Zielwert von zwei Metern im vierten Jahr nicht während der gesamten Saison erreicht wurde oder knapp darunterlag.
Roter Hartriegel (Cornus sanguinea L.): Gute Wuchshöhe, sehr dichte gleichmäßige Belaubung, früher Austrieb im Frühjahr, beginnender Blattfall im Herbst etwas früher im Vergleich zu anderen Arten.
Europäische Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia Scop.): Konstante Entwicklung mit hoher dichter gleichmäßiger Belaubung und guter Höhe über gesamte Vegetationszeit bis in den Oktober hinein.
Gemeine Hasel (Corylus avellana L.): Kräftiges Wachstum, schnittverträglich und dichter Laubaufbau bis in den Herbst hinein, kann etwas anfälliger für Lückenbildung sein; solide Höhe; etwas verzögerter Austrieb im Frühjahr im Vergleich zu den anderen Arten, damit ist eine dichte Belaubung etwas später gegeben als bei den oben genannten Arten. Die Haselnuss gilt außerdem als Wirtspflanze des Erregers der Goldgelben Vergilbung (Flavescence dorée).
Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus L.): Dichter Aufbau der Laubwand, solide Höhenentwicklung, früher Austrieb im Frühjahr, Blattfall im Herbst beginnt ebenfalls etwas früher im Vergleich zu anderen Arten (ähnlich dem Roten Hartriegel).
Gut, aber mit Einschränkungen
Auch der Gewöhnliche Liguster (Ligustrum vulgare L.) und der Feld-Ahorn (Acer campestre L.) zeigten gute Ergebnisse – erreichten jedoch vor allem in Bezug auf die Wuchshöhe nicht den angestrebten Zielwert. Der Liguster überzeugte durch einen frühen Austrieb (teils sogar wintergrün) und eine dichte Belaubung, wodurch sich bereits früh in der Saison (ab ca. Ende März) eine geschlossene Laubwand bildete, die bis in den Oktober hinein erhalten blieb. Allerdings blieb die Wuchshöhe mit durchschnittlich ca. 160 Zentimetern deutlich unter dem angestrebten Zielwert. Der Feld-Ahorn entwickelte sich solide und wies eine gute Dichtheit auf, blieb jedoch in der Höhe, ähnlich wie der Liguster, hinter den stärker wachsenden Arten zurück und trieb zudem etwas später aus.
Weniger geeignet
Der Gewöhnliche Blasenstrauch (Colutea arborescens L.) erreichte im Projektzeitraum die höchste Wuchshöhe mit durchschnittlich 210 Zentimetern im vierten Jahr. Allerdings zeigte sich bei dieser Art, dass ein korrekter Rückschnitt (Trapezform, siehe unten) eine zentrale Rolle für die Ausbildung einer gleichmäßigen Belaubung spielt. Wird der untere Bereich der Pflanze nicht ausreichend belichtet, kann es dort zu deutlichen Lücken in der Belaubung kommen. Zudem erfordert der ausladende Wuchs dieser Art in der Praxis häufigere Schnittmaßnahmen, um die gewünschte Heckenform zu erhalten.
Als wenig geeignet erwies sich am Standort Laimburg die Rotbuche (Fagus sylvatica L.) Sie zeigte ein langsames Höhenwachstum, blieb deutlich unter der angestrebten Zielhöhe und bildete keine kompakte Heckenform aus. Der vollsonnige Standort führte bei den jungen Rotbuchen zu Sonnenbrandschäden. Eine Mindesthöhe von drei Metern, wie sie angrenzend an sensible Zonen vorgeschrieben und bei höheren Raumkulturen erforderlich ist, wurde in diesem Versuch von keiner der geprüften Arten innerhalb des vierjährigen Zeitraums erreicht; dafür wäre ein längerer Zeitraum notwendig.
Schnitt entscheidend: trapezförmiger Aufbau
Eine korrekte Schnittform und der richtige Schnittzeitpunkt sind entscheidend dafür, dass eine Hecke ihre Funktion als Abdriftbarriere erfüllt. Der Zeitpunkt, die Häufigkeit und die Art des Rückschnitts beeinflussen maßgeblich die Belaubungsdichte, die Wuchshöhe sowie die Blüten- und Fruchtbildung. Damit auch die unteren Bereiche der Formhecke dicht bleiben, muss die Schnittform einem Trapez entsprechen, mit der schmalen Seiten oben.
Je lichtbedürftiger die Pflanzenart, desto schmäler muss die Hecke oben werden. Der sonnenhungrige Blasenstrauch verkahlte deshalb im unteren Bereich, während der Liguster belaubt blieb. Ein Pflanzschnitt (Einkürzen) bei der Pflanzung fördert die gute Verzweigung der Gehölze von unten an. Der ideale Schnittzeitpunkt für eine Hecke, die zweimal pro Jahr geschnitten wird, liegt im Frühling vor Austrieb (Februar) bzw. im Juni (zu Johanni) in Tallagen.
Heimischen Arten möglichst den Vorzug geben
Die ideale Heckenpflanze gibt es kaum – welche Art sich am besten eignet, hängt auch von den jeweiligen Standortbedingungen ab. Grundsätzlich sollte beim Anlegen einer Hecke heimischen Arten der Vorzug gegeben werden, da sie an das lokale Klima angepasst sind, ökologisch wertvoll sind und einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität im landwirtschaftlichen Raum leisten.