Wo sie möglich sind, sollen Herdenschutzmaßnahmen umgesetzt werden.

Herdenschutz wo möglich umsetzen

Über die Chancen und Risiken des Herdenschutzes hat sich Landesrat Arnold Schuler Mitte Februar mit den Vertretern des Südtiroler Bauernbundes und der Zuchtverbände ausgetauscht.

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Politik Wirtschaft

Die Möglichkeiten zur Regulierung der Wolfspopulation und die entsprechenden Voraussetzungen waren das Thema eines Treffens, zu dem Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler die Vertretungen des Südtiroler Bauernbundes und der Zuchtverbände geladen hatte. Bekanntlich haben in den vergangenen Jahren Großraubtiere immer wieder Schäden an Nutztieren auf Südtirols Almen verursacht, was zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten für die Landwirte und Landwirtinnen führte. Im Jahr 2022 wurden 29 Wölfe in Südtirol genetisch nachgewiesen, wie aus einer Erhebung des Landesamtes für Jagd und Fischerei hervorgeht.

Entnahme unter ­EU-Bedingungen
Oberstes Ziel ist deshalb laut Schuler eine Regulierung der Wolfspopulation. Derzeit sei aber nur eine Entnahme von Einzeltieren möglich, wie Schuler erklärte: „Damit wir eine Genehmigung für einen Abschuss erhalten, gibt die EU unterschiedliche Bedingungen vor, die eingehalten werden müssen. Ein effektiver Herdenschutz ist eine davon.“ Durch finanzielle Unterstützung, Schulungen und Beratung könnten die Landwirte solche Maßnahmen ergreifen.
Man sei sich bewusst, dass das Gelände und die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Südtirol Schwierigkeiten für einen effektiven Herdenschutz darstellen könnten. „Abgesehen von den logistischen Herausforderungen haben bisher leider auch dort, wo es möglich wäre, wenige Landwirte diese Maßnahmen umgesetzt“, unterstrich der Landesrat. Ein Nachweis von erfolgten Herdenschutzmaßnahmen sei jedoch unerlässlich. Die Anwesenden haben sich abschließend darauf geeinigt, sich gemeinsam dafür ­einsetzen zu wollen: Die Politik schafft auch für Herdenschutzmaßnahmen auf Heimweiden künftig die finanziellen Rahmenbedingungen, die Landesabteilung Forstwirtschaft steht beratend zur Seite und die Vertreter der Bäuerinnen und Bauern schaffen Bewusstsein dafür, dass Herdenschutz eine Voraussetzung ist, damit eine Entnahme erfolgen kann.

Offene Fragen zu Fördergeldern
Einige Fragen bleiben aber weiterhin offen, wie Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner festhält: „Es geht um wichtige finanzielle Details: So gehen wir schon davon aus, dass Bauern, die ihre Tiere wegen Wolfsrissen frühzeitig von der Alm abtreiben, nicht das Recht auf die zustehenden Prämien verlieren, weil dafür ja 60 Alpungstage vorzuweisen sind. Außerdem stellt sich die Frage, wer das Heu zahlt, das gegebenenfalls für die abgetriebenen Tiere im heimischen Stall angekauft werden muss.“

Weidehaltung wichtig für ­Landwirtschaft
Die Weidehaltung von Nutztieren ist in Südtirol weit verbreitet und spielt eine wichtige Rolle in der lokalen Landwirtschaft und Landschaftspflege. Auf über 1400 Almen werden jährlich ungefähr 47.000 Rinder, 29.000 Schafe, 12.500 Ziegen und 15.000 Pferde aufgetrieben. „Die Weidehaltung ist von außerordentlicher Bedeutung, und es liegt im allgemeinen Interesse, dass alles unternommen wird, damit diese erhalten bleibt“, unterstreicht Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler.

Herdenschutz braucht Profis
Die Grundsatzfrage bleibt auch nach der Aussprache, wer die Kosten für den Herdenschutz übernimmt: „Diese Maßnahmen sind mit hohen Kosten verbunden und nur von Fachleuten durchführbar. Dafür benötigen wir über das Finanzielle hinaus mehr Unterstützung von Seiten des Landes. Zudem ist es derzeit immer noch so, dass die Maßnahmen mit Geld aus dem Landwirtschaftstopf bezahlt werden – Geld, das dann in anderen wichtigen Bereichen fehlt“, betont Rinner. Wenn der Gesellschaft die Erhaltung der Almwirtschaft und der Weidehaltung ein Anliegen sei, dann müsse auch das Geld aus anderen Kapiteln im Landeshaushalt kommen und nicht aus dem Topf, der der Landwirtschaft zustehe, fordert der Bauernbund-Direktor.

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