Neue Wege für die Landschaft
Wie Landschaft nachhaltig produktiv gestaltet werden kann, stand im Fokus der Fachtagung „Destination Landschaft“ am 24. März in Bozen.
Organisiert wurde „Destination Landschaft“ vom Ressort Raumentwicklung, Landschaft und Landesdenkmalamt des Landes. Die Vielzahl an Referenten hat ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit geworfen, den Erhalt unserer Lebensgrundlage ernsthaft anzugehen. Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer stellte klar: „Es ist an der Zeit, dass wir uns von der Vorstellung lösen, dass wir unsere Pflicht erfüllt haben, wenn wir Teile der Landschaft schützen.“ Landschaft sei nicht auf den Schutzbegriff zu reduzieren, sondern die Grundlage für unsere physische und psychische Gesundheit und schlussendlich für unsere Existenz, so die Landesrätin.
Landschaft als tragendes Element
Wie wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen können, indem wir die biologische Vielfalt, die Ernährungssicherheit und die Landschaft als Lebensgrundlage erhalten, sei die wichtigste Frage, betonte Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer in ihrer Rede. „Neue Horizonte zu öffnen, erfordert Mut“, betonte die Landesrätin, „unsere Landschaft liefert Nahrung, ist Erholungs- und Lebensraum: Sie ist unser wertvollstes Kapital, ihr Wert lässt sich nicht auf einen einzigen Wirtschaftsfaktor reduzieren.“ Landschaftsarchitekt Andreas Kipar vom Beratungs- und Planungsunternehmen LAND, der die Tagung wissenschaftlich betreute, betonte: „Alles ist Landschaft. Südtirol hat sich 2021 mit einer aktiven Strategie auf den Weg gemacht, um die Landschaft langfristig zu sichern“, erklärte Kipar. „Wir müssen uns auf eine produktive Landschaft konzentrieren, die wirtschaftlichen und sozialen Nutzen bringt, und die Bürger und Interessengruppen einbeziehen. So können neue Wege eingeschlagen und gleichzeitig die Bürgerinnen und Bürger miteinbezogen werden“, sagte Kipar.
Drei Themenblöcke und viele Erfahrungsberichte
In den drei Themenblöcken „Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft“, „Klima und Bodenverbrauch“ sowie „Landschaft, Identität und Gemeindeentwicklung“ präsentierten Referenten ihre Ansätze, die in der anschließenden Diskussion mit Expertinnen und Experten vertieft wurden. Evelyn Oberleiter vom Beratungsunternehmen Terra Institute führte durch die Tagung. So wies Martin Herrmann, Arzt und Vorsitzender von KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) eindringlich darauf hin, „das Zeitfenster zu nutzen, das dem Patienten ,angeschlagene Landschaft‘ bleibt, um lebenserhaltene Maßnahmen durchzuführen“. Volker Demuth, Lyriker und Kulturwissenschaftler, führte die Notwendigkeit an, aus der hegemonialen Landschaft zur balancierten Landschaft zu finden. Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, nannte praktische Beispiele, wie zukunftstaugliche Planung aussehen kann. Verschiedene Spannungsfelder wurden zwischen Referentinnen und Referenten sowie dem großen Publikum aus Gemeindevertretern und Fachleuten diskutiert.
Am Nachmittag ging es mit der Präsentation von positiven Beispielen weiter: Wolfger Mayrhofer von der Aktionsgruppe 6 der EUSALP (EU-Makrostrategie für den Alpenraum) sprach über die nachhaltige Sicherung der alpinen Landschaften, für die eine ganzheitlich funktionierende Raumplanung der Schlüssel zum Erfolg ist. Über die Weiterentwicklung der Stadt Fellbach, die mit dem Projekt „Agriculture meets Manufacturing“ eines der 16 offiziellen Projekte der Internationalen Bauausstellung Stuttgart (IBA’27) ist, berichtete Christian Plöhn, Leiter des Stadtplanungsamtes. Die Gemeinde Lichtensteig im Kanton St. Gallen stand schließlich im Zentrum des dritten Erfahrungsberichts von Stadtpräsident Mathias Müller über die Neubelebung der einst wohlhabenden Stadt.