Nützlinge im geschützten Anbau
Spinnmilben, Weiße Fliege, Thripse: Im geschützten Anbau können wegen der warmen Temperaturen verstärkt Schädlinge auftreten. Nützlinge können hier Abhilfe schaffen. Für Einsteiger in diese Materie geben Beraterinnen und Berater wichtige Tipps. Zum Beispiel im Rahmen des ELER-Projekts INNOProdukte.
Besonders Spinnmilben, Weiße Fliege, Thripse und verschiedene Blattlausarten können in hoher Populationsdichte Schäden an den Gemüsekulturen hervorrufen. Dagegen wird im Gemüseanbau unter Glas immer häufiger auf Nützlinge zurückgegriffen, welche die Schädlingspopulation zurückdrängen und für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Schädlingen und Nützlingen sorgen. Besonders bei Tomaten, Paprika, Auberginen, Gurken, Zucchini und Bohnen können diese Schädlinge große Probleme bereiten.
Die häufigsten Schädlinge
Spinnmilben besitzen besonders bei warmer Temperatur ein sehr hohes Vermehrungspotenzial. Dadurch sind sie in der Lage, innerhalb kürzester Zeit die Pflanzen zu schädigen und in ihrer Photosynthese zu beeinträchtigen. Man trifft sie meistens auf der Blattunterseite an, wo sie an den Zellen des Blattes saugen. In der Folge zeigen die Blätter auf der Blattoberseite pünktchenartige, weiß-gelbe Sprenkelungen, später sogar Vergilbungen. Bei einem fortgeschrittenen Befall bilden sie zudem ein feines Gespinst. Bei uns tritt vor allem Tetranychus urticae auf, welche auch unter dem Namen „Rote Spinne“ oder „Gemeine Spinne“ bekannt ist. Sie ist etwa 0,5 Millimeter groß, grünlich-gelb gefärbt und besitzt zwei große dunkle Flecken auf dem Rücken.
Die Gewächshausmottenschildlaus, auch „Weiße Fliege“ genannt, schädigt bei starkem Befall die Pflanze durch die Saugtätigkeit. Der eigentliche Schaden entsteht durch die Verschmutzung von Laub und Frucht infolge einer starken Honigtauausscheidung, auf die meist eine Rußtaubildung folgt. Bei einem Befall findet man auf der Blattunterseite ringförmige Eigelege und gelbliche bis transparente Larven. Die adulten Weißen Fliegen sind bepudert, besitzen weiße Flügel und fliegen bei Berührung auf.
Auch Thripse schädigen durch die Saugtätigkeit der Larven und der Erwachsenen. Es entstehen dadurch weißlich bis silbrig glänzende Blattflecken, in deren Nähe man dunkle Kottröpfchen finden kann. Zudem kommt es zu Nekrotisierungen an den Blättern, die bei sehr starkem Befall sogar absterben.
Im geschützten Anbau bereiten in der Praxis Blattläuse besonders bei Gurken, Zucchini und Paprika vermehrt Probleme. Besonders die Grüne Pfirsichblattlaus und die Grüne Gurkenblattlaus treten sehr häufig in Verbindung mit den eben genannten Kulturen auf. Blattläuse sind zwischen zwei und vier Millimeter groß und besitzen stechend-saugende Mundwerkzeuge. Sie bilden mehrere Generationen pro Jahr und können unter optimalen Bedingungen innerhalb von wenigen Tagen ihre Populationsdichte vervielfachen. Blattläuse saugen vorwiegend an der Blattunterseite und verursachen dadurch Wuchshemmungen und Blattmissbildungen. Zudem rufen einige Arten durch die Honigtauausscheidung und nachfolgende Rußtaubildung Verschmutzungen von Blättern und Früchten hervor und übertragen durch ihre Saugtätigkeit Viren von Pflanze zu Pflanze.
Welche Nützlinge können eingesetzt werden?
Wichtige Gegenspieler der Spinnmilben sind die Raubmilben Amblyseius californicus und Phytoseiulus persimilis. Besonders bewährt hat sich in der Bekämpfung eine Kombination beider Arten. A. californicus kann sich bei höheren Temperaturen und geringerer Luftfeuchtigkeit besser vermehren als P. persimilis. Wenn die Temperaturen aber im optimalen Bereich (20–30 °C) liegen und auch die Luftfeuchtigkeit höher als 60 Prozent ist, so ist P. persimilis sehr effizient. Da sich P. persimilis nur von Spinnmilben ernährt, ist ein Erhalt des Bestandes bei einer reduzierten Anzahl von Gemeiner Spinnmilbe schwierig. A. californicus hingegen weicht bei einer geringen Anzahl von Spinnmilben auf andere Milbenarten, Thripse und Pollen aus und kann so einem Neuaufbau der Spinnmilbenpopulation entgegenwirken.
Gegen die Weiße Fliege kann beispielsweise die Raubwanze Macrolophus pygmaeus eingesetzt werden. Diese ernährt sich von Weißer Fliege, Blattläusen, Spinnmilben, Thripsen und Minierfliegen. Da diese Raubwanze eine lange Entwicklungsdauer hat, muss sie unbedingt frühzeitig eingesetzt werden. Bei Kirschtomaten kann dieser Nützling aber auch zu einem mangelnden Fruchtansatz führen.
Damit die Weiße Fliege erfolgreich bekämpft werden kann, wird häufig ein gleichzeitiger Einsatz der Raubwanze Macrolophus pygmaeus und der Schlupfwespe Encarsia formosa empfohlen. Letztere sticht junge Entwicklungsstadien der Weißen Fliege an und saugt sie aus. Zudem werden ältere Entwicklungsstadien der Weißen Fliege parasitiert. Anstatt der Weißen Fliege schlüpft nach einer Parasitierung eine Encarsia-Schlupfwespe. Eine weitere Schlupfwespe, die gegen die Gewächshausmottenschildlaus eingesetzt werden kann, ist Eretmocerus mundus. Diese legt die Eier direkt unter der Schädlingslarve ab und dringt unmittelbar nach dem Schlupf in das Wirtstier ein. Im geringen Ausmaß saugt Eretmocerus mundus auch an den Eiern und jungen Entwicklungsstadien der Weißen Fliege.
Zur Bekämpfung von Thripsen können vorbeugend Raubmilben, vor allem der Gattung Amblyseius und/oder Raubwanzen verwendet werden. Amblyseius swirskii ist beispielsweise ein Räuber, der neben Thripslarven (nur die ersten Larvenstadien) auch das erste Larvenstadium von Spinnmilben vertilgt. Ein anderer natürlicher Gegenspieler von Thripsen ist die Raubmilbe Amblyseius cucumeris. Allerdings werden Blütenthripse nur in jungen Entwicklungsstadien erbeutet, adulte Thripse sind aufgrund ihrer Größe zu wehrhaft. A. cucumeris kann auch einen schwachen Befall von Spinnmilben dezimieren. Amblyseius-Arten vermehren sich im Vergleich zu anderen Raubmilben langsam. Aus diesem Grund müssen sie frühzeitig ausgebracht werden. Neben Thripsen und geringen Mengen an Spinnmilben ernährt sich Amblyseius cucumeris auch von Pollen.
Blattläuse haben eine ganze Reihe von Gegenspielern. Landläufig kennt man vor allem die Marienkäfer und die Florfliegenlarven als gefräßige Blattlausvertilger. Aber auch verschiedene Schlupfwespen und Gallmücken können gegen Blattläuse erfolgreich eingesetzt werden. Besonders bei einem Befall mit der Grünen Gurkenblattlaus und der Grünen Pfirsichblattlaus kann mit der Gallmücke Aphidoletes aphidimyza ein guter Bekämpfungserfolg erzielt werden. Die adulte Gallmücke legt ihre Eier gezielt in der Nähe von Blattläusen ab. Sofort nach dem Schlüpfen beginnen die Gallmückenlarven mit dem Aussaugen der Schädlinge. Für die Entwicklung benötigt die Räuberische Gallmücke über 14 Stunden Licht pro Tag, zudem stellt sie hohe Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit. Ein besonders erfolgreicher Gegenspieler der Grünen Gurkenblattlaus und der Grünen Pfirsichblattlaus ist auch die Blattlausschlupfwespe Aphidius colemani. Sie kann auch versteckt sitzende Blattläuse sehr gut aufspüren, weshalb sie für einen frühen vorbeugenden Einsatz und bei noch geringem Blattlausauftreten eingesetzt wird. Das Weibchen lebt nur wenige Tage, kann in dieser Zeit aber mehr als 200 Blattläuse parasitieren. Aus dem Ei schlüpft bereits nach 1–2 Tagen die Larve, welche sich vom Inneren der Blattlaus ernährt. Parasitierte Blattläuse erkennt man an ihrer aufgeblasenen, kugeligen Gestalt und ihrer goldig-bronzefarbenen Färbung. Aphidius colemani ist bezüglich Luftfeuchtigkeit und Temperatur relativ tolerant, zudem ist ihre Entwicklung von der Tageslänge unabhängig.
Was ist beim Einsatz von Nützlingen zu beachten?
Jeglicher Einsatz von nützlingsschädigenden Insektiziden vor und während des Nützlingseinsatzes ist untersagt, da die Nützlinge dadurch geschädigt werden können. Zudem muss beim Einsatz der Nützlinge berücksichtigt werden, dass sie in den Verpackungen nur eine relativ kurze Überlebensdauer haben und deshalb so schnell wie möglich ausgebracht werden müssen. Wichtig ist auch, dass der Nützlingseinsatz zeitlich rechtzeitig erfolgt. Wenn sich der Schädling bereits stark vermehrt und ausgebreitet hat, können die Nützlinge nicht mehr ausreichend eingreifen, da in kurzer Zeit keine ausreichende Populationsdichte des Nützlings aufgebaut werden kann. Der Nützling hinkt sozusagen dem Schädling hinterher. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen wichtig, damit spätestens bei sichtbarem Befallsbeginn gehandelt werden kann.
Kontakt zum BRING
Beratungsring Berglandwirtschaft
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