Auf ein insgesamt zufriedenstellendes Landwirtschaftsjahr 2025 blicken die sechs Bezirksobmänner im Südtiroler Bauernbund zurück.

Positives Landwirtschaftsjahr 2025

Das ­Landwirtschaftsjahr 2025 war wie immer intensiv und arbeitsreich, erklären die sechs Bauernbund-Bezirksobmänner. Insgesamt kann man aber zufrieden sein: In Bergland- und Obstwirtschaft etwas mehr, im Weinbau etwas weniger. Auch politisch gibt es Lichtblicke.

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SBB

Der „Südtiroler Landwirt“ hat sich wie jedes Jahr in den Bezirken umgehört und die sechs Bauernbund-Bezirksobmänner nach ihrem Eindruck zum Landwirtschaftsjahr 2025 befragt. Ihr Resümee: Das Wetter hat mehr oder minder mitgespielt, die Ernte ist reichlich und auch qualitativ gut. Den Auftakt des Rundumblicks macht diesmal Bozen …

Oswald Karbon, Bezirk Bozen
Auf ein durchwegs gutes Landwirtschaftsjahr blicken die Bäuerinnen und Bauern im mitgliederstärksten Bauernbund-Bezirk – jenem von Bozen – zurück. Bezirksobmann Oswald Karbon zieht für alle Sektoren eine positive Bilanz: „Im Obstbau war die Menge sehr gut, die Qualität ebenfalls. Der Auszahlungspreis für die Ernte des Vorjahres war durchschnittlich.“ Immer mehr zur Herausforderung wird der Pflanzenschutz im Obstbau, weil immer weniger Wirkstoffe zur Verfügung stehen und kaum Alternativen nachkommen. „Auf der anderen Seite gibt es fast jährlich neue Schädlinge, je nach Witterung werden auch Pilzkrankheiten zum Problem. Auch wenn das Versuchszentrum Laimburg intensiv an neuen Bekämpfungs- und Züchtungsmethoden arbeitet, brauchen wir dringend Alternativen“, betont Karbon. Für den Weinbau war das Jahr unterm Strich hervorragend, auch wenn die Ernte wegen der sehr knappen Zeit sehr herausfordernd war. Sehr zufriedenstellend fällt die Bilanz für die Berglandwirtschaft aus: Eine sehr gute Futterernte in Qualität und Quantität und gute Preise für Milch und bei den Viehversteigerungen sorgen für eine gute Grundstimmung. „Wer wegen steiler Lagen längere Zeit für die Futterernte benötigt hat, tat sich etwas schwer, aber insgesamt können wir uns nicht beschweren“, betont Karbon, der auch hofft, dass sich die Preisrückgänge bei der Milch auf EU-Ebene langfristig nicht allzu negativ auf die Auszahlungspreise auswirken. Im Wald war der Borkenkäfer spürbar auf dem Rückzug, wozu auch die kühle und nasse Witterung im Juli beigetragen hat. Die Preise für das Holz sind zuletzt deutlich gestiegen, sodass sich die Schlägerung mittlerweile wieder lohnt. Sehr gut verlaufen ist im Bezirk Bozen die Tourismussaison, was auch für den Nebenerwerb Urlaub auf dem Bauernhof gut war. Politisch war der Ausbau der Bahnlinie Bozen–Meran das bestimmende Thema im Bezirk: „Für uns sitzt der Terlaner Ortsobmann Kurt Hafner bei den Sitzungen und Aussprachen am Tisch. Es gibt mittlerweile Gespräche auf Augenhöhe, aber auch noch viele Punkte, die zu klären sind und bei denen wir Verbesserungsbedarf sehen. Wir versuchen, die Belastung für die betroffenen Bäuerinnen und Bauern in Grenzen zu halten und bleiben am Ball“, verspricht Karbon. 

Joachim Weiss, Bezirk Vinschgau
Wenig Negatives über das Landwirtschaftsjahr 2025 hat auch Joachim Weiss, Bezirksobmann im Vinschgau, zu berichten. Im Obstbau war die Qualität der 2025er-Apfelernte gut. „In den höheren Lagen fiel die Fruchtgröße etwas kleiner aus als erwartet, was sich am Ende auf die Gesamtmenge ausgewirkt hat. Sie lag – anders als im restlichen Land – eher im Durchschnitt. Außer in Allitz und im Raum Schlanders gab es auch mit Hagel keine Probleme, die Preise für die letztjährige Ernte waren angesichts der mäßigen Qualität überraschend gut. Bei den Kirschen war die Erntemenge gut, auch die Qualität konnte sich sehen lassen. „Ab kommendem Jahr werden die Kirschen aus dem Vinschgau großteils über die Genossenschaft Melinda im Nonstal vermarktet“, berichtet Weiss. Für das Beerenobst ist das Erntejahr ebenfalls relativ gut verlaufen, abgesehen von kleineren Pilzbefall-Problemen wegen des nassen Juli. Der hat auch die Blumenkohl-Ernte etwas gebremst, am Ende fiel aber auch sie zufriedenstellend aus. Nach dem Katastrophenjahr 2024 durften sich auch die Marillen-Bauern über eine gute Menge bei guter Qualität freuen. „Im Weinbau ist der Vinschgau mit einem blauen Auge davongekommen, die Erntefenster liegen bei uns etwas später, das nasse Wetter war da schon vorüber“, erklärt Weiss. Qualität und Menge sind dennoch eher mittelmäßig, weshalb mit einem durchschnittlichen Jahrgang zu rechnen ist. Alles bestens ist heuer im Grünland verlaufen: Das Wetter hat gut mitgespielt, manche Bauern haben sogar mehr Schnitte eingefahren als normal – und das bei sehr guter Qualität. Für großes Aufatmen hat im Vinschgau die Nachricht gesorgt, dass oberhalb von Planeil erstmals ein Wolf legal entnommen werden konnte. „Die gerissenen Tiere bringt das auch nicht wieder zurück, aber es ist ein wichtiger Schritt, um auch die Moral der Bäuerinnen und Bauern etwas zu heben“, betont Weiss. Ein moralischer Schub wäre endlich auch für die Betriebe nötig, die im Nationalpark Stilfser Joch arbeiten. „Leider treten wir hier derzeit auf der Stelle, ein Fortschritt wäre wichtig auch für die Akzeptanz des Parks“, unterstreicht Weiss. Auf eine pragmatische Lösung und eine Verbesserung des Personalstandes in den zuständigen Ämtern in Bozen hofft Weiss angesichts der 2029 auslaufenden Wasserkonzessionen. „Gerade für uns Vinschger ist eine gesicherte Wasserversorgung überlebensnotwendig!“, erinnert der Bezirksobmann.

Hannes Dosser, Bezirk ­Burggrafenamt
Was das Erntejahr und die Auszahlungspreise in den einzelnen Sektoren angeht, zieht der Burggräfler Bezirksobmann Hannes Dosser eine ähnliche Bilanz wie seine Amtskollegen: „Das Wetter hat fast immer mitgespielt, wenn man vom Regen während der Weinlese absieht. Im Obstbau war die Ernte gut, auch in der Berglandwirtschaft gab es genügend Erntefenster, um das Futter einbringen zu können“, berichtet Dosser. Die Abwicklung der Tierhalterausbildung sei sehr gut verlaufen, auch dank der Unterstützung von Bauernbund und Beratungsring Berglandwirtschaft BRING. Die Auszahlungspreise seien durchwegs zufriedenstellend. Davon abgesehen sieht er aber auch einige kritische Punkte: „Im Obstbau kommt der Besenwuchs wieder stärker auf, auch die Zahl der Anlagen, die nicht bewirtschaftet werden, steigt. Oft hängt das zusammen. Die Situation der verfügbaren Pflanzenschutzmitteln wird hingegen immer prekärer“, berichtet Dosser. Er verortet bei den Burggräfler Bäuerinnen und Bauern eine durchwachsene Grundstimmung, wenn es um Themen wie Hofnachfolge, Bürokratie, schlecht umgesetzte Digitalisierung und die Kommunikation bei Großprojekten wie der Bahntrasse Bozen–Meran geht. „Wenn wir nicht immer wieder nachfragen würden, gäbe es praktisch keine Kommunikation. Das sollte in einem partnerschaftlichen Austausch eigentlich anders sein“, bemängelt Dosser. Ähnlich ist die Lage bei der Umsetzung von Projekten für Speicherbecken: „Jeder sagt und betont, dass sie notwendig sind. Wenn es um die Standortsuche geht, wirft uns aber vor allem der Landschaftsschutz immer wieder Prügel in den Weg“, betont Dosser. Am Deutschnonsberg, an der Grenze zum Trentino, müssten Bäuerinnen und Bauern, die Flächen in der Nachbarprovinz bewirtschaften, immer um ihre Flächenbeiträge bangen. Auch die Belastung durch Wildschweine, die aus dem Trentino kommen, sei im Steigen. Allgemein mahnt Dosser an, dass man – bei aller notwendigen und wichtigen Hilfe für innovative Betriebe und mögliche Zuerwerbsformen – auf die eigentlichen Grundsäulen der Landwirtschaft nicht vergessen dürfe. 

Manfred Vallazza, Bezirk Pustertal
Im Vergleich zu 2024 war das Jahr 2025 auch für die Landwirtschaft im Pustertal ein sehr gutes: „Jeder Grasschnitt war gut und auch mit der Futterqualität können wir sehr zufrieden sein“, erklärt Bezirksobmann Manfred Vallazza. Wetter und Temperaturen machten es möglich, dass das Gras bis Anfang November wuchs, dadurch konnten die Rinder bis dahin weiden. Auch auf den Ackerflächen waren die Erträge sehr gut. Der Mais wurde Tag und Nacht gehäckselt, weil es zur Ernte reichlich geregnet hat. Bei den Kartoffeln war die Ernte groß. Sorgen bereiten die Preise für Speisekartoffeln, die angesichts einer übergroßen europäischen Ernte historisch schlecht sind. Auch die Saatkartoffeln bekommen das zu spüren. Während die Rohnenernte heuer gut war, blieb sie bei Salat- und Kopfkohl durchschnittlich. Beim Getreide für „Regiokorn“ waren die Erträge ebenfalls gut, 185 Tonnen Roggen und Dinkel wurden bei der Meraner Mühle abgeliefert. Der Almsommer war durchschnittlich, der Abtrieb wurde auf mancher Alm vorgezogen, weil es zu wenig Futter gab. „Wie durch ein Wunder gab es heuer im Pustertal weniger Wolfsrisse als 2024“, erklärt Vallazza. Zu Problemen sei es trotzdem gekommen, weshalb sich der Bauernbund für Abschüsse eingesetzt habe – leider ohne Erfolg. „Wir werden aber nicht aufgeben und weiter daran arbeiten.“ Viel Arbeit gab es im Bezirk Pustertal zu den Trinkwasserschutzgebieten. Schließlich sei eine Lösung gefunden worden. Ende Jänner ist ein Treffen mit allen Beteiligten anberaumt“, erklärt der Bezirksobmann. Auf einem guten Punkt sei man auch bei der Ausweisung der Mountainbike-Routen im Pustertal. Die Preise bei den Viehversteigerungen blieben laut Vallazza auch 2025 auf einem guten Niveau. Es war aber auch für die Milchwirtschaft ein sehr gutes Jahr. Die Produktionskosten bleiben annähernd konstant, während sich der Auszahlungspreis für die Milch verbessert hat. Was dem Pusterer Bezirksobmann jedoch Kopfzerbrechen bereitet, sind die hohen Maschinenpreise und Reparaturkosten. Hier könnte der Maschinenring ein guter Ansatz sein. Auch in der Direktvermarktung und bei Urlaub auf dem Bauernhof sieht Vallazza eine Chance für bäuerliche Betriebe. Der Holzpreis hat sich 2025 gut entwickelt. „Erfreulich ist, dass sich der Borkenkäfer heuer weniger schnell verbreitet hat. In einigen Teilen des Pustertales ist aber noch kein Ende in Sicht“, meint Vallazza, „hilfreich wäre, wenn noch mehr auf Holzbau gesetzt würde“ unterstreicht er. Insgesamt wünscht sich der Bezirksobmann, dass  Konsumentinnen und Konsumenten verstärkt auf lokale Produkte zurückgreifen. Dadurch bliebe die Wertschöpfung im Land, nicht nur die Landwirtschaft profitiere davon. 

Reinhard Dissertori, Bezirk Unterland
Auch der Bezirksobmann des Südtiroler Unterlandes, Reinhard Dissertori, zeigt sich insgesamt zufrieden mit dem Landwirtschaftsjahr 2025. Vor allem im Obstbau könne man nicht klagen: Die Auszahlung der Ernte 2024 war gut, die Vegetationsperiode 2025 ging ohne größere Schwierigkeiten über die Bühne“, meint Dissertori. Es habe im Unterland kaum Frost, keinen Hagel und gutes Erntewetter gegeben, die Qualität der Früchte sei gut. Auch könne man mit der Menge zufrieden sein. Im Weinbau habe die Saison gut begonnen, „lange glaubte man, einen sehr guten Jahrgang zu produzieren“, erklärt Dissertori. Allerdings habe die Witterung Anfang September umgeschlagen. Aufgrund des vielen Regens platzten Beeren auf und es kam zu Problemen mit Botrytis. Deshalb musste die Ernte teilweise vorgezogen werden. „Das hat Bäuerinnen und Bauern, aber auch die Kellereien stark gefordert“, erzählt Dissertori. Nun sei man erstaunt, wie gut sich der Jahrgang präsentiert. Das sei der guten Arbeit in den Weinbergen und in den Kellern geschuldet, lobt der Bezirksobmann. Trotzdem bleibe die Stimmung im Weinbau  angespannt: Zölle und sinkender Konsum setzen dem Sektor zu. „Dass in der Gastronomie die Preisaufschläge zu hoch sind, ist dem Ganzen auch nicht förderlich“, kritisiert Dissertori. Dafür habe sich die Lage in der Berglandwirtschaft entspannt: Milch- und Fleischpreise sind gut, auch die Futterernte war im Südtiroler Unterland zufriedenstellend – in Qualität und Menge. Der Holzmarkt hat sich erholt. Das Unterland war nicht so stark vom Borkenkäfer betroffen, wie andere Gebiete.   Auch beim Wolf komme man nicht recht weiter: Die Stimmung der Bauern sei angespannt, viele treiben ihre Tiere deswegen nicht mehr auf die Alm. Recht zufrieden äußert sich Dissertori über die aktuelle politische Vertretung: Die letzten Wahlen hätten sowohl auf Landes- als auch auf nationaler und EU-Ebene dazu geführt, dass nun einiges geglättet wird, was vorher wie ein Damoklesschwert über der Landwirtschaft hing. „Sowohl beim Thema Pflanzenschutz als auch bei der BBT-Zulaufstrecke im Unterland gibt es neue Entwicklungen, die hoffentlich in die richtige Richtung gehen. Insgesamt zeigt er sich zufrieden, auch wie sich aktuell die  Zusammenarbeit mit dem Ressort Landwirtschaft gestaltet. Dissertori unterstreicht: „Im Vergleich zu anderen Regionen geht es uns sehr gut, wir haben gute Leute vornedran, in Politik, in den Genossenschaften und auch im Verband. Aber wir müssen am Ball bleiben, um das Erreichte zu halten bzw. auszubauen“, schließt er.

Matthias Braunhofer, Bezirk Eisacktal-Wipptal
Das Eisacktal-Wipptal kann ebenfalls auf ein solides Landwirtschaftsjahr 2025 zurückblicken, obwohl es an Herausforderungen nicht fehlte, wie Bezirksobmann Matthias Braunhofer unterstreicht: „Ein milder Winter und ein ausgesprochen feuchter Frühling verzögerten vielerorts den ersten Schnitt und erschwerten die Befahrbarkeit der Flächen. Dennoch konnte eine erfreulich hohe Futtermenge eingebracht werden.“ Während die Qualität des ersten Schnittes etwas beeinträchtigt war, überzeugte der zweite und dritte mit sehr hoher Qualität. Auch die Silage wies sehr gute Aufschlusswerte auf. Wegen der guten Futterqualität stieg auch die Milchanlieferung an die Milchhöfe. Die Auszahlungspreise der Milchhöfe werden von den Bäuerinnen und Bauern als zufriedenstellend bewertet. „Gleichzeitig bleibt der Wunsch nach höheren Auszahlungspreisen, um die gestiegenen Kosten und die Inflation der vergangenen Jahre abzufedern“, meint Braunhofer. Sehr positiv entwickelten sich die Viehpreise. Unverändert herausfordernd blieben jedoch die steigenden Tierwohlanforderungen, der zunehmende Fachkräftemangel sowie das Thema Großraubwild. Trotz witterungsbedingter Herausforderungen konnte sowohl im Obst- als auch im Weinbau eine gute Produktqualität erzielt werden. „Die Erträge waren, je nach Kultur und Lage, durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich“, erklärt Braunhofer. Positives sei von der Direktvermarktung zu berichten: „Die Nachfrage nach regionalen Produkten blieb hoch, Konsumentinnen und Konsumenten schätzen Regionalität, Qualität und Transparenz.“ Gleichzeitig sähen sich die Betriebe mit steigenden Anforderungen durch Bürokratie, Verpackungsvorgaben und höhere Produktionskosten konfrontiert. Gute Nachrichten kommen auch vom Urlaub auf dem Bauernhof. „Viele Betriebe investierten gezielt in Qualitätsverbesserungen und erweiterten ihr Angebot, was von den Gästen sehr positiv aufgenommen wird“, unterstreicht der Eisacktaler Bezirksobmann. Er richtet abschließend einen Appell an Bäuerinnen und Bauern, das Thema Risiko­management betreffend: „Bitte nutzt die Versicherungs- und Finanzierungsberatung! Unterversicherung ist immer wieder ein Problem.“ Vor größeren Investitionen sei eine frühzeitige Beratung dringend zu empfehlen.  

Die sechs Bezirksobmänner im Südtiroler Bauernbund: (v. l.) Oswald Karbon, Joachim Weiss, Hannes Dosser, Manfred Vallazza,
Reinhard Dissertori und Matthias Braunhofer

Renate Anna Rubner und Bernhard Christanell

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