Pustertal: Generationen am Hof

Auf ein gutes Landwirtschaftsjahr blickte der Bauernbund-Bezirk Pustertal bei seiner Jahresversammlung. Dabei ging es um die Arbeit des Bäuerlichen Notstandsfonds ebenso wie um das Zusammenleben am Hof. Walter Hintner wurde für 38 Jahre Bezirksleitung geehrt und drei Bauernhöfen die Erbhofurkunde verliehen.

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SBB

Traditionell am Nikolaustag fand die Bezirksversammlung des Südtiroler Bauernbundes im Pustertal statt: Bei fast voll besetztem Saal blickte Bezirksobmann Manfred Vallazza auf ein gutes Landwirtschaftsjahr 2025 zurück (Details in der nächsten Ausgabe des „Südtiroler Landwirt" Nr. 23 vom 19.12.) „Jeder Grasschnitt war gut und auch mit der Futterqualität können wir heuer sehr zufrieden sein“, meinte er. Der Almsommer sei durchschnittlich gewesen, meinte der Bezirksobmann. Vielerorts habe der Abtrieb vorgezogen werden müssen, weil es an Futter fehlte. Erfreulich sei, dass es in diesem Jahr weniger Wolfsrisse gegeben hat. Man habe zwar für Abschüsse gearbeitet, es sei aber keiner genehmigt worden. Bei den Viehversteigerungen hat es gute Preise gegeben. Und bei der Milch sei der Preis gut, die Kosten im Vergleich der letzten Jahre seien aber nicht gestiegen. Das sei positiv. Sorgen bereiten dem Bezirksobmann die hohen Maschinen- und Reparaturkosten, hier könne der Maschinenring eine gute Lösung sein. 
Vallazza sieht in Urlaub auf dem Bauernhof und Direktvermarktung gute Einkommenschancen. Allerdings müssen die Investitionskosten im Auge behalten werden. Er appellierte an die Politik, die für weniger Bürokratie sorgen soll, und an Konsumentinnen und Konsumenten, auf regionale Produkte zu setzen und auch dadurch die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern wertzuschätzen. Schließlich sorgen sie nicht nur für gesunde Lebensmittel, sondern auch für die gepflegte Landschaft, von der Einheimische wie Gäste profitieren. Die neue Bezirksleiterin, Andrea Steger, befragte im Interview Sepp Dariz, der seit der Gründung vor 35 Jahren dem Bäuerlichen Notstandsfonds als Obmann vorsteht: Er erklärte, dass inzwischen 70 Prozent der Antragsteller nicht-bäuerlich sind. „Wir sind inzwischen eher der Südtiroler Notstandsfonds“, meinte er. Er sei stolz darauf und auch dankbar dafür, wie der Verein gewachsen und wie bekannt er inzwischen sei. „Motivation schöpfe ich aus den vielen Fällen, in denen wir schnell und unbürokratisch helfen können“, unterstrich er zum Schluss. Theo Hendrich sprach zum Tagungsmotto „Generationen am Werk – zusammen stark“ und ging dabei auch auf das Konfliktpotenzial am Hof ein: Er lud Bäuerinnen und Bauern dazu ein, zwischendurch die Perspektive zu wechseln, um einen anderen Blick auf die Sache zu bekommen. Und schließlich solle man miteinander reden – und zwar über die wichtigen Dinge wie Geld, Erwartungen, die Zukunft, die Wohnsituation, Gefühle.

Ehrung von Walter Hintner
Nachdem Walter Hintner nach 38 Jahren als Bezirksleiter im Südtiroler Bauernbund im Februar in den Ruhestand getreten ist und an Andrea Steger übergeben hat, wurde er bei der Bezirksversammlung geehrt: Die Laudatio hielt der langjährige Bezirksobmann und Landesobmann-Stellvertreter Viktor Peintner, der Hintners Leben und Wirken Revue passieren ließ und seine Fähigkeiten, seinen Einsatz für den Bauernstand und seinen Teamgeist würdigte. 

Drei Erbhofurkunden
Landesrat Luis Walcher sprach kurz über die für die Landwirtschaft ins Haus stehenden Neuerungen, die im Haushaltsgesetz verankert werden sollen. Schließlich durfte er zwei Familien die Erbhofurkunde überreichen: Familie Lukas Ausserdorfer vom Hof Mair am Anger in Stefansdorf und Familie Florian Johannes Holzer vom Hof Lindenmair in Luttach. Auch an Familie Michael Mairhofer vom Hof Adl in Aufhofen bei Bruneck geht eine Erbhofurkunde, allerdings nahm sie die Familie nicht selbst in Empfang.

Landwirtschaft muss mitgestalten
In seinen Grußworten sprach Herbert Dorfmann über die starke Veränderung, die die letzten EU-Wahlen mit sich gebracht haben: Es gebe keine links-grüne Mehrheit mehr, entsprechend seien vernünftige Entscheidungen in Aussicht: Dafür sprechen beispielsweise die Herabstufung des Schutzstatus beim Wolf oder die Entschärfung der sogenannten „Entwaldungsverordnung“. Insgesamt müsse man sich aber für große Herausforderungen rüsten: „Wir sind in einer Zeit der politischen und wirtschaftlichen Umbrüche, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit werden wieder wichtig.“ Deshalb werde es in der Diskussion zum EU-Budget im nächsten Jahr für die Landwirtschaft nicht leichter. Auch innerhalb der Landwirtschaft sei das Geld sinnvoll und zukunftsgerichtet neu zu verteilen. Landesobmann Daniel Gasser bestätigte: „Die Herausforderungen werden nicht weniger. Aber wir tun als Bauernbund unser Bestes, um den Bäuerinnen und Bauern viel abzunehmen.“ Nicht zuletzt müsse man versuchen, politisch so oft wie möglich in Bozen eigene Wege zu gehen. Bezirksbäuerin Renate Taschler nahm das Tagungsmotto auf und plädierte für eine gute Gesprächskultur auf den Höfen. Und Landeshauptmann a. D. Luis Durnwalder appellierte: „Die Landwirtschaft ist verloren, wenn sie sich nicht selbst verteidigt und mitgestalten will.“  

Familie Florian Johannes Holzer vom Hof Lindenmair in Luttach

Familie Lukas Ausserdorfer vom Hof Mair am Anger in Stefansdorf

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