Christus bringt Licht in die Welt, das ist die Botschaft von Weihnachten.

Weihnachten und das wahre Licht

Die Sonne bestimmt unser Leben, gibt ihm Kraft und Rhythmus. Der Glaube aber will uns sagen: ­Christus ist die wahre Sonne. Er erleuchtet uns, schenkt uns sein Licht, sein Leben, seine Liebe. Das ist die gute Nachricht der Weihnacht: Er begleitet uns auf unserem Lebensweg.

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Leben

Das Licht der Sonne begleitet den bäuerlichen Alltag auf Schritt und Tritt. Arbeiten am Feld oder im Wald können erst bei Sonnenlicht verrichtet werden. Das Wachsen und Reifen der Pflanzen und ihrer Früchte braucht Sonne und auch die Ernte setzt in vielen Fällen sonniges Wetter voraus. Mensch und Vieh können nicht ohne Licht der Sonne leben. Die Sonne prägt unser Leben. Seit alters her gilt die Sonne deshalb als Symbol des Lebens. Ihr Stand am Himmel ist mitverantwortlich für den Wechsel der Jahreszeiten. Die Länge und Kürze der Tage bestimmen nicht nur Wachstum und Gedeihen, sondern haben auch Einfluss auf das menschliche Gemüt und Wohlbefinden. Wenn die Tage kürzer werden und die Dunkelheit zunimmt, bleiben die Menschen länger im Haus. Die Arbeiten am Feld und im Freien werden etwas weniger, auch wenn es am Hof jahrein, jahraus genügend zu tun gibt. Gerade durch den bäuerlichen Alltag wird deutlich, wie die Sonne im Laufe des Jahres das menschliche Leben regelt und ihm einen gewissen Rhythmus gibt. Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind, spüren diesen Rhythmus in besonderer Weise. Sie erfahren, wie wichtig die Kraft der Sonne ist. Der Bauer und die Bäuerin wissen mehr als andere, dass letztlich kein künstliches Licht das Licht der Sonne ersetzen kann.

Die Wintersonnenwende
Bei der sogenannten Wintersonnenwende im Dezember erreicht die Sonne die geringste Mittagshöhe am Horizont. Tags darauf beginnt der Tag schon wieder mit seinem Wachstum. In der alten römischen Mythologie wurde in dieser Zeit auch die Geburt des Sonnengottes gefeiert. Dieser Gott trug den Namen Sol Invictus. Als Christen verorten wir in diese dunkle Jahreszeit die Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Das Kind in der Krippe wird genau dann geboren, wenn der Tag wieder zu wachsen beginnt und damit die dunkelste Zeit des Jahres überwunden wird.

Christus, das wahre Licht
Der Glaube will uns sagen: Christus ist die wahre Sonne, er ist das Licht, das die Menschen erleuchtet. So wie die Sonne am Himmel Licht, Wachstum und Leben schenkt, so schenkt uns Christus sein Licht, sein Leben und seine Liebe. Das Geheimnis von Weihnachten geschieht in der Nacht wie das Geheimnis von Ostern. Damit wird uns gesagt: Gottes Kraft, Gottes Liebe nimmt ihren Anfang in der Dunkelheit der Nacht. Die Dunkelheit der Nacht steht für alles Dunkle dieser Welt und vor allem für die Schattenseiten des menschlichen Lebens. In diese Schattenseiten des Lebens tritt Gott ein. Er wird einer von uns, indem er uns und unser Leid, unsere Sorgen, aber auch unsere Hoffnungen und Freuden annimmt.

Christus, der wahre König
Das Weihnachtsevangelium berichtet uns von der Geburt Christi zur Zeit des Kaisers Augustus. Damit wird dem mächtigen Kaiser in Rom ein kleines Kind gegenübergestellt, das die wahre Lichtgestalt der Welt ist. Jesus von Nazaret wird in Armut geboren. Er kommt in der Krippe zur Welt, die Ersten, die ihm begegnen, sind Hirten. Sie zählen nicht zur reichen Oberschicht, sondern gehören zu den einfachen Menschen. Christus, der wahre König, bringt vor allem für sie das Evangelium, die gute Nachricht, das Wort Gottes, das Menschen auf ihrem Lebensweg begleitet und führt.

Christus, das Licht auf dem Weg durchs Kirchenjahr
Die Lichtsymbolik begleitet uns auch durch das Kirchenjahr. Vom ersten bis zum vierten Adventssonntag wächst die Zahl der entzündeten Kerzen und verweist damit auf den bald nahenden Christus, der das Licht der Weihnacht ist. Zu Lichtmess entzünden wir wiederum Kerzen und die Fastenzeit mündet in die Osternacht, in der die Osterkerze brennt. Sie ist ein Symbol für den Auferstandenen. Am 24. Juni feiern wir den großen Johannestag, die Geburt von Johannes dem Täufer. Dieser Termin steht in einem besonderen Verhältnis zur Geburt Jesu am 24. Dezember. Im Johannesevangelium 3, 30 wird berichtet, dass Johannes der Täufer sagt: Jesus muss wachsen, ich aber abnehmen.
Der Täufer verweist darauf, dass seine ganze Existenz auf Christus ausgerichtet ist. Christus ist die Sonne. Seine Geburt fällt mit ihrem Wachstum zusammen. Johannes der Täufer verweist auf Christus. Seine Geburt fällt mit der abnehmenden Tageslänge zusammen. Damit wird deutlich, wie tief die Kirche  die Symbolik der Sonne in die eigene Liturgie übernommen hat.

Christus, das Licht auf dem Weg durchs Leben
Im Laufe des Lebens können Menschen auch dunkle Stunden erfahren: Der Tod eines lieben Menschen, finanzielle Schwierigkeiten, schwere Krankheiten und Sorgen können das menschliche Leben belasten. In diesen dunklen Momenten des Lebens suchen Menschen nach Licht, nach einer Sonne, die in ihr Herz scheint und ihnen Orientierung schenkt. Ein älterer Priester sagte vor einiger Zeit: Was ich für mein Leben brauche, ist nicht ein großer Schweinwerfer, der alle Räume des Hauses beleuchtet. Was ich brauche, ist das Licht einer Kerze, das mir hilft, den nächsten Schritt meines Lebens mit Zuversicht zu setzen. Das Evangelium, das Christus uns bringt, ist ein solches Licht. Es brennt für uns wie eine Kerze und lässt uns hoffnungsvoll, den nächsten Schritt im Leben wagen.

Christus, das Licht des ewigen Lebens
Der Glaube an Christus weist über dieses Leben hinaus. Vor einiger Zeit erzählte ein Vater über einen Traum. In diesem Traum ist ihm sein als Kind an einer unheilbaren Krankheit verstorbener Sohn begegnet. Ganz ruhig und zufrieden berichtete er dem Vater, dass es ihm nun gut gehe und dass er im Licht sei. Es habe aber auch etwas gebraucht, dieses Licht entgegenzunehmen. Als der Vater aufwachte, war er tief berührt und dankbar für diesen Traum. Für ihn war dieser Gegenstand, den es für das Licht braucht, sein Glauben. Er konnte nun wieder neu und tiefer hoffen und glauben, dass dieses Leben nicht mit dem Tod endet, sondern in der Ewigkeit der Liebe Gottes weiterleuchten wird. Christus, das Licht, verlässt uns auch im Tode nicht. Seine Liebe leuchtet uns in Ewigkeit an.

Liebe Leserinnen und Leser, in dieser besinnlichen Zeit wünsche ich Ihnen, dass Sie Christus, das Licht, entdecken, dass Sie sich von ihm bescheinen lassen und von diesem Licht durch das neue Jahr geführt werden. Ich wünsche Ihnen viele Sonnenstunden bei den Arbeiten am Feld und am Hof, aber vor allem viel Sonne im Herzen.
Ein gesegnetes und lichtvolles Weihnachtsfest wünscht Ihnen, Markus Moling.

Markus Moling ist Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen.

Markus Moling

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