Wenn man nicht mehr weiterweiß ...

Es gibt Lebenslagen, in denen es keine andere Alternative gibt, als um Hilfe anzufragen. Dann sind ein erster Schritt, Offenheit und Vertrauen gefragt. Der Bäuerliche Notstandsfonds ist eine Anlaufstelle in solchen Situationen, er hilft rasch, unbürokratisch, diskret.

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Leben Bäuerlicher Notstandsfonds

Gregor ist seit Längerem gesundheitlich angeschlagen, seine Arbeit hat er bereits vor einigen Monaten aufgeben müssen. Die Ärzte sind ratlos. Auch Untersuchungen und Visiten haben keine Erkenntnisse gebracht. Niemand versteht, woher die Beschwerden und die Schmerzen kommen. Ungewissheit und ein Gefühl von Ohnmacht hängen bleiern über der Familie, Ängste machen sich breit. Auch die drei Kinder leiden stark darunter. Wird ihr Vater jemals wieder gesund werden?

Für Johanna, die Ehefrau und Mutter, eine schwierige Situation: Zwischen Arbeit, den täglichen Belastungen durch die Kinder und den Haushalt und der gesundheitlichen Situation ihres Mannes gerät sie zunehmend an ihre psychischen und körperlichen Grenzen. Als Alleinverdienerin bestreitet sie den Unterhalt für die Familie, mehr schlecht als recht allerdings: Bei den stetig steigenden Lebenshaltungskosten werden ihre finanziellen Sorgen täglich größer.

Eine Geschichte, wie sie sich irgendwo in Südtirol zugetragen hat. Die Namen wurden geändert, Gregor und Johanna heißen eigentlich anders.

Nach vielen schlaflosen Nächten fasst Johanna schließlich den Mut, um mit einer Freundin über ihre Sorgen und Existenzängste zu reden. Eine erste, aber große Erleichterung. Die Freundin, nennen wir sie Clara, rät ihr, sich in dieser Notsituation an eine Hilfsorganisation zu wenden und um Unterstützung anzufragen. Anfangs ist Johanna sehr skeptisch: Sie schämt sich. Noch mehr aber macht sie sich Sorgen: Was würde wohl ihr Mann dazu sagen? Obwohl sich sein Gesundheitszustand zusehends verschlechtert und bereits mehrere Rechnungen nicht mehr bezahlt werden konnten, beharrt er darauf: „Wir schaffen es allein! Ich werde wieder gesund, dann wird alles wieder gut! Und überhaupt gibt es viele Menschen und Familien in Südtirol, denen es viel schlechter geht als uns …!“

Solche oder ähnliche Sätze hören auch die Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder des „Bäuerlichen Notstandsfonds – Menschen helfen“ immer wieder. Um Hilfe zu bitten, wird von vielen immer noch als Zeichen der Schwäche gewertet. Dabei kann es ein erster befreiender Schritt aus einer scheinbar ausweglosen Situation sein, wenn man sich eingesteht, dass man Hilfe von außen braucht, sie anfordert und annimmt. Denn ein Schicksalsschlag kann jeden treffen. Zum Glück gibt es Anlaufstellen, wo es in solchen Fällen Hilfe gibt – schnell und unbürokratisch.

Um BNF-Unterstützung anfragen

Im Falle von Gregor, Johanna und ihrer Familie ist es schließlich der „Bäuerliche Notstandsfonds – Menschen helfen“, der ihnen rasch und diskret unter die Arme greift. Zwar hat Johanna noch länger gezögert, letztendlich hat sie aber den befreienden Schritt gewagt und sich an die Hilfsorganisation gewandt.

Der „Bäuerliche Notstandsfonds – Menschen helfen“ möchte auch anderen Menschen und Familien in ähnlichen Situationen (Krankheit, Unfall, Behinderung, Tod oder Katastrophenfälle) zur Seite stehen und neue Hoffnung schenken. Oft reichen den Betroffenen ein Anruf und ein vertrauliches Gespräch, um ihre Angst und Scham zu verlieren. In einem zweiten Schritt wird die jeweilige Notsituation erhoben, begutachtet und über eine mögliche BNF-Unterstützung entschieden. 

Große Pläne, dann kommt alles anders …

Als Kurt (auch in diesem Fall wurden die Namen geändert) den elterlichen Hof übernommen hat, waren dringende Investitionen am Stall und in den Maschinenpark notwendig. Nur so war eine Bewirtschaftung des Milchwirtschaftsbetriebes im Nebenerwerb überhaupt möglich. Kurz darauf lernte er Birgit kennen, seine spätere Frau. Gemeinsam bauen sie eine zweite Wohnung im Obergeschoss des Bauernhauses aus. Dann kommen die Kinder, Daniel und Hanna.

Mit den Jahren reift bei Birgit und Kurt der Wunsch, am Hof einen Zuerwerb zu schaffen. Schließlich entscheiden sie sich dazu, die hofeigene Milch selbst zu verarbeiten. Birgit scheut keine Mühen, sie macht die Ausbildung, während die Großeltern die beiden kleinen Kinder zu Hause betreuen. Etwa zeitgleich investieren sie in eine Hofkäserei, schließlich soll alles vorbereitet sein. Finanziell ist das eine neue große Herausforderung, denn auch das Darlehen vom Hausbau ist noch zu tilgen. Die junge Familie ist aber zuversichtlich und alle am Hof helfen mit, damit das ehrgeizige Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann. Der Start ist vielversprechend: Die veredelten Produkte kommen gut an, Absatz und Einnahmen stimmen und die monatlichen Darlehensraten können getilgt werden. So könnte es weitergehen. Doch es kommt anders. Nachdem sich Birgit schon seit Längerem nicht ganz wohl fühlt, geht sie zum Arzt. Eine Reihe von Untersuchungen folgt, schließlich die niederschmetternde Diagnose: Krebs. Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Birgit wird operiert, es folgt eine Chemotherapie.

Eine schwierige Zeit mit großen Zukunftsängsten bricht für die Familie damit an. Kurt muss seine Arbeit als Lkw-Fahrer unterbrechen, damit er sich um die Kinder kümmern und Birgit bei Krankenhaus- und Arztterminen begleiten kann. Auch für die Verarbeitung der Milch in der hofeigenen Käserei bleibt die Zeit nicht mehr, sie muss ausgesetzt werden. Die Raten können nicht mehr bezahlt werden, die finanziellen Sorgen werden täglich größer.

Not erkannt und gebannt

Die Situation der Familie spricht sich herum. Die Ortsbäuerin ergreift daraufhin die Initiative und wendet sich an den „Bäuerlichen Notstandsfonds – Menschen helfen“. Sie weiß, dass der BNF dort helfen kann, wo die Bewirtschaftung des Hofes und die Existenz der bäuerlichen Familien bedroht sind. Und sie weiß auch, dass die Familie diesen schwierigen Schritt, um Hilfe anzufragen, wohl aus Scham selbst nie ergreifen würde.

Der Bäuerliche Notstandsfonds aber hilft sofort und unterstützt die Familie, um diese kritische Situation finanziell zu überbrücken. Dann nun die gute Nachricht: Birgit ist heute gesund, die junge Familie kann ihren eingeschlagenen Weg weitergehen und sich ihren großen Traum erfüllen.

Eine ergänzende Infobox mit Hilfsleistungen des BNF finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 19 des „Südtiroler Landwirt“ vom 28. Oktober ab Seite 23, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.

Andreas Egger

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