Wer Investitionen mit Fremdkapital finanzieren lassen will, sollte sich vorher und während der gesamten Laufzeit des Kredits beraten lassen.

Investitionen richtig planen

Egal ob für Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude oder für Maschinen und neue Geschäftsmodelle, Investitionen am Hof müssen oft fremdfinanziert werden. Was dabei zu beachten ist, war Thema einer Podiumsdiskussion auf der Bauernbund-Aktionsbühne der Agrialp.

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Betriebsberatung

Die Landwirtschaft ist investitionsfreudig: Bäuerinnen und Bauern investieren in die Sanierung und den Neubau ihrer Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude, in ihren Fuhrpark und die technische Ausrüstung ebenso wie in neue Geschäftsfelder wie Direktvermarktung oder Urlaub auf dem Bauernhof. Oft werden im Vorfeld akribische technische Recherchen gemacht, die finanzielle Planung solcher Investitionen sind aber mindestens ebenso wichtig, hieß es bei einer Expertenrunde auf der Bauernbund-Aktionsbühne der Agrialp. Hermann Stuppner von der Bauernbund-Betriebsberatung hatte dazu Eduard Huber, Finanzierungsberater des Südtiroler Bauernbundes, Andreas Mair am Tinkhof vom Raiffeisenverband, Joachim Mair von der Südtiroler Sparkasse, Felix Pichler von der Bauernbund-Betriebsberatung und Christoph Rainer, Direktor der Garantiegenossenschaft Garfidi, geladen.

Bringt die Investition einen Mehrwert?
Der Finanzierungsberater Eduard Huber empfahl den Bäuerinnen und Bauern, sich zunächst die grundlegende Frage zu stellen, ob die angedachte Investition dem Betrieb überhaupt einen echten Mehrnutzen bringt. Dann könne man mit der Bank in Kontakt treten oder sich Beratung suchen, beispielsweise beim Südtiroler Bauernbund. Der könne dabei helfen, für die Bank die nötigen Unterlagen zusammenzutragen bzw. zu erarbeiten. Joachim Mair von der Südtiroler Sparkasse unterstrich, dass die Unterlagen, die Banken für die Bewertung einer Kreditanfrage verlangen, auch für Bäuerinnen und Bauern wichtige Instrumente sind. So müsse man sich dazu einige Fragen stellen:  Was kostet die Investition? Wie soll sie zurückbezahlt werden? Welche Sicherheiten habe ich? Mair legte den Bäuerinnen und Bauern nahe, bei den Berechnungen einerseits von einer realistischen, dann aber auch von einer pessimistischen Einschätzung auszugehen. Felix Pichler von der Bauernbund-Betriebsberatung legte die Bausteine eines Businessplans offen: Im besten Fall besteht er aus einer Betriebsbeschreibung, den Umsätzen der letzten Jahre und einer realistischen Abschätzung der künftigen Erträge ebenso wie aus einer Kostenschätzung und dem Plan der Ratenzahlung. Zwar fehlen in der Landwirtschaft oft die Daten, der Bauernbund mache für Betriebe aber eine freiwillige Buchhaltung, die zu einer realistischen Gewinn-und-Verlust-Rechnung führt. 

Richtige Besicherung bringt Vorteile
Die Garantiegenossenschaft Garfidi gibt es in Südtirol seit dem Jahr 1964, sie ist auch für landwirtschaftliche Unternehmerinnen und Unternehmer zugänglich und hat heute mehr als 5000 Mitglieder.  „Wir wollen vor allem Beratung leisten, das ist eine unserer Aufgaben“, erklärte Direktor Christoph Rainer, damit könne man für jeden Fall die beste Lösung finden. Schließlich wollen die Banken Garantien verlangen. Die könne Garfidi gewähren, zum Beispiel statt einer Hypothek. „Die richtige Besicherung bringt bei Banken auch Vorteile“, meinte Rainer, deshalb sei Information wichtig. Andreas Mair am Tinkhof vom Raiffeisenverband gab einen tieferen Einblick in das Investitionsverhalten von Bäuerinnen und Bauern: So galt um das Jahr 2020 herum noch ein negativer Euribor, entsprechend wurde mehr investiert. Nun ist mit einem europäischen Grundzinssatz von zwei Prozent zu rechnen, dadurch sind die Kreditanfragen gesunken. Interessanter noch sei, wo investiert werde: „Weniger in Betriebserweiterungen, dafür mehr in Modernisierung, Technik und neue Geschäftsmodelle“, erklärte Mair am Tinkhof. „Negative Zinsen werden wir lange nicht mehr sehen“, meinten die Bankexperten, trotzdem könne ein Kredit mit variablem Zinssatz gut passen. Wer mehr Sicherheit brauche, könne hingegen einen fixen Zinssatz wählen, mit allen Vor- und Nachteilen. 

Rückzahlungsfähigkeit als Priorität
Während man früher kaum von Rückzahlungsfähigkeit sprach, ist dieses Thema heute für die Banken zentral: „Die Sicherheit ist eine Sache, aber Rückzahlungsfähigkeit hat für uns heute Priorität“, meinte Joachim Mair. Solange ein Betrieb gut funktioniert, sei alles in Ordnung. Aber was ist, wenn dem Bauern oder der Bäuerin etwas zustößt? Das müsse unbedingt mitgedacht werden. Und Eduard Huber ergänzte: „Auch Vorsorge und Sicherheit gehören zur Finanzierung.“ Und falls es doch zu Problemen kommen sollte? Andreas Mair am Tinkhof riet: „Wenn man merkt, im Betrieb läuft etwas nicht rund, sollte man sich sofort Beratung suchen. Auf keinen Fall aussitzen oder zuwarten“, meinte er. Scham sei hier nicht angebracht. Dann könne man gemeinsam mit der Bank oder einem Berater die Situation bereinigen, Kredite können nämlich ausgesetzt oder gestundet, ihre Laufzeit verlängert werden. Wenn früh reagiert wird und die Lage nicht akut ist, gäbe es eine Lösung. Der Finanzierungsberater legte den Leuten auch nahe, auch einfach so, immer wieder mal auf ein Gespräch in die Bank zu kommen, sich begleiten zu lassen. Das sei wichtig. 

Renate Anna Rubner

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