Landwirtschaft wird immer digitaler
Auf den Wiesen und in den Ställen kommen immer öfters neue Technologien zum Einsatz, die die Arbeit erleichtern und effizienter machen sollen. Welche neuen Ideen besonders vielversprechend sind und wieso an der smarten Präzisionslandwirtschaft kein Weg vorbeiführt.
Ob bedarfsgerechte Bewässerung, digitale Betriebshefte, Melkroboter, GPS-Tracker für Weidevieh oder Fruchtmonitoring-Systeme: Die Landwirtschaft wird rasant digitaler. „Neue Technologien können die landwirtschaftliche Tätigkeit effizienter, ressourcenschonender und damit zukunftsfähiger machen. Der Mensch steht aber weiterhin im Mittelpunkt“, betonte Walter Guerra vom Versuchszentrum Laimburg.“ Auch Florian Pichler von der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund sah enormes Potenzial: „Neue Technologien müssen anwenderfreundlich sein, damit sie bei den Bäuerinnen und Bauern Akzeptanz finden. Gleichzeitig braucht es von ihnen die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.“ So oder so stehe die Landwirtschaft vor wegweisenden Veränderungen.
Innovationen aus Südtirol: Naturamon und I-Klaub
Auf der SBB-Aktionsbühne wurden mehrere vielversprechende Entwicklungen vorgestellt, darunter Naturamon von Jungunternehmer Andreas Pichler. Sein System erfasst den Behang von Obstbäumen, wertet die Daten KI-gestützt aus und erstellt digitale Karten. „Das ermöglicht effizienteren Mitteleinsatz, präziseres Ausdünnen, höhere Erträge und insgesamt eine nachhaltigere Bewirtschaftung“, so Pichler.
Ein weiteres Beispiel ist I-Klaub, ein sensorbestückter Klaubkorb von Jungbauer David Pircher. Er ermöglicht eine besonders schonende und effiziente Entleerung der Äpfel in die Großkisten. „Wir haben I-Klaub heuer erstmals getestet und waren damit sehr zufrieden“, berichtete Pircher. Zu den wichtigsten Treibern technologischer Neuerungen in der Landwirtschaft zählt der NOI-Techpark, der sich zunehmend als Innovationsviertel etabliert. „2.400 Menschen und 120 Unternehmen sorgen für enorme Kompetenz. Der NOI-Techpark ist die zentrale Anlaufstelle für innovative Köpfe und bietet Start-ups mit dem Gründerzentrum umfassende Unterstützung“, erklärte Sepp Walder. Rund 30 Start-ups sind derzeit dort angesiedelt. „Acht davon beschäftigen sich mit dem Agrarbereich. Gerade in der Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan.“ Ziel sei es, Forschung und Praxis eng zu verzahnen.
Auch an der Freien Universität Bozen und am Versuchszentrum Laimburg wird intensiv geforscht. Eine Besonderheit ist das neue Freilandlabor Laimburg Integrated Digital Orchard (LIDO). Je eine Obst- und eine Weinbaufläche wurden vollständig mit Daten- und Stromleitungen ausgestattet. „Das Freilandlabor ermöglicht es, modernste Technologien unter realen Bedingungen zu testen. Derzeit arbeiten wir mit 38 Partnern zusammen“, so LIDO-Leiter Walter Guerra. Dadurch sollen digitale Innovationen in der Landwirtschaft forciert werden. Neue Technologien haben noch einen Vorteil, denn sie können die Landwirtschaft für junge Menschen attraktiver machen, ist Guerra überzeugt. Eine Herausforderung bleibe jedoch die Finanzierung – besonders für Südtirols kleinstrukturierte Betriebe. „Es braucht leistbare technologische Lösungen auch für kleine Höfe.“ Andreas Pichler erinnerte daran, dass Forschung und Entwicklung selten geradlinig verlaufen: „Fehler und Rückschläge gehören dazu. Wenn die Idee gut ist, setzt sie sich durch.“ Für David Pircher braucht es bis zur Marktreife vor allem Zeit, Motivation und Überzeugung.
Technologische Neuerungen werden die Landwirtschaft effizienter und nachhaltiger machen, waren Sepp Walder, Florian Pichler, Astrid Weiss (Südtiroler Bauernbund), Andreas Pichler, David Pircher und Walter Guerra überzeugt.