Die Abteilung Innovation & Energie hat mitgeholfen, dass viele Ideen zu Produkten wurden: v. l. Matthias Bertagnolli, Constanze Liebl, Matthias Volgger, Stefan Oberkofler, Elisabeth Tappeiner, Ulrich Kager und Lena Staffler.

„Seit 15 Jahren auf der Seite der Innovation“

Seit 15 Jahren begleitet die Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund Bäuerinnen und Bauern mit innovativen Ideen auf ihrem Weg zu neuen Produkten. Grund genug, mit erfolgreichen Betrieben auf diese ersten eineinhalb Jahrzehnte zurückzublicken. Dabei zeigte sich: Südtirols Landwirtschaft ist innovativer denn je, und der Mut zu Neuem sorgt dafür, dass Betriebe erfolgreich bleiben.

Lesedauer: 6
Innovationen

Mit Hunderten Betrieben waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Innovation & Energie in den letzten fünfzehn Jahren in Kontakt. Der SBB-Innovationsschalter war für viele Bäuerinnen und Bauern häufig die erste und wichtigste Anlaufstelle für neue Ideen und innovative Geschäftsmodelle. „Innovation bedeutet nicht nur neue Produkte, sondern oft auch neue Prozesse und Denkweisen“, betonte Lena Staffler, Mitarbeiterin der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund, im Rückblick auf der Aktionsbühne des SBB auf der Fachmesse Agrialp. „Die Abteilung Innovation & Energie bietet Bäuerinnen und Bauern ein umfassendes Angebot – von individueller Beratung über Projektbegleitung bis hin zur Wissensvermittlung und Vernetzung. Viele erfolgreiche Betriebe haben diese Möglichkeit genutzt und ihre Ideen zu innovativen Produkten weiterentwickelt“, erklärte der Leiter der Abteilung, Matthias Bertagnolli. „Wir sind seit 15 Jahren auf der Seite der Innovation.“ Als Beweis dafür präsentierte die Abteilung Innovation & Energie Bäuerinnen und Bauern, die in der Nische erfolgreich sind.

Stefan Oberkofler vom Bergbiohof Ausserbrunner in Afing baut Gemüse und seit fünf Jahren auch Hülsenfrüchte an. Auf Leguminosen ist Oberkofler gekommen, weil ein Kunde Sojabohnen für seine Tofu-Produktion brauchte. Begonnen hat der Erfolgsweg von Stefan Oberkofler mit einer Crowdfunding-Kampagne, für die der Jungbauer vom Südtiroler Bauernbund ausgewählt wurde. Dabei sammelte er Geld für ein Winterlager für sein biologisches Obst und Gemüse, damit Kundinnen und Kunden das ganze Jahr beliefert werden können. „Die Crowdfunding-Kampagne des Südtiroler Bauernbundes brachte mir nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch große Bekanntheit. Die Unterstützung hat mir enorm geholfen, meinen Anbau auf stabile Beine zu stellen“, sagte Oberkofler. Auf 1.600 Meter Meereshöhe betreibt Constanze Liebl am Wölflhof in Radein eine ungewöhnliche Form der Landwirtschaft: bäuerliche Fischzucht. 2018 begann die Familie mit der Produktion von Forellen und Saiblingen, möglich wurde dies durch eine bereits bestehende Wasserkonzession. Heute vermarktet der Betrieb jährlich bis zu 2,5 Tonnen Fisch direkt, ein kleiner Teil geht in die Gastronomie. „Ohne die Unterstützung der Abteilung Innovation wären wir vielleicht nie gestartet.“

Wie viel Know-how in der modernen Landwirtschaft steckt, verdeutlichte Ulrich Kager von Profarms. Mit seinen Microgreens – jungen kleinen Kräutern aus kontrolliertem Vertical Farming – ist er seit Jahren erfolgreich. Der Innovationsschalter des Südtiroler Bauernbunds und die LG14-Förderung waren eine wichtige Unterstützung beim Einstieg. „Beim Anbau von Microgreens braucht es viel Wissen und Technik, weil die Qualität stets gleich sein muss – egal, ob kleine oder große Mengen nachgefragt werden“, erklärte Kager. Hauptabnehmer sind der Gemüsehandel und die gehobene Gastronomie. Sein wichtigster Ratschlag: „Man muss wissen, wer der eigene Kunde ist und was er braucht.“ Matthias Volgger produziert in Afing unter der Marke Guggenbräu Craft-Bier aus ausschließlich bäuerlicher Produktion. Verschiedene Getreide und zwölf Hopfensorten baut er am Guggenbergerhof selbst an. Das Wasser stammt aus der eigenen Quelle und eignet sich ideal für das Bierbrauen. „Es ist fast so, als hätte es Gott so gewollt“, sagte Volgger schmunzelnd. Auch er profitierte von einer Crowdfunding-Kampagne, durch die er finanzielle Unterstützung und viele treue Kundinnen und Kunden gewann. Sein Tipp: „Klein anfangen, viel probieren und nicht zu viel Geld auf einmal investieren. Und nicht auf alle Berater hören, außer auf den SBB.“ Zudem riet er, nicht zu groß zu werden, dafür aber exklusiv zu bleiben. Seine Biere seien um einiges teurer als die Biere großer Marken, dafür aber besonders und daher ihr Geld wert.

Ein echtes Nischenprodukt baut Elisabeth Tappeiner am Kartheingut in Tschars inmitten von Apfelwiesen an: Safran. Vor sechs Jahren startete sie damit, nachdem sie die Diskussion über Safrananbau – angeregt durch Beispiele aus der Schweiz – aufmerksam verfolgt hatte. Die Lage und der Boden passen perfekt, geerntet wird ausschließlich im Oktober und November. Heuer waren es rund 80 bis 90 Gramm (!). Ihre Kunden sind Private, Pur Südtirol sowie die gehobene Gastronomie. „Die Direktvermarktung wird zwar eine Nische bleiben, aber sie zeigt, was alles möglich ist“, sagte Tappeiner. Ihr Zugang zu Innovation: „Es gibt kein Unternehmen, das nicht schon einmal gescheitert ist. Man kann auch zum Erfolg scheitern.“ Alle waren sich einig, dass Innovation bedeutet, auszuprobieren, ständig Neues zu lernen und Fehler zu akzeptieren, um daraus wieder zu lernen. „Learning by doing“, fasste es Ulrich Kager zusammen. Und Matthias Volgger ergänzte: „Man hat nie ausgelernt – irgendwann funktioniert es.“

Nach 15 Jahren zog der Südtiroler Bauernbund eine klare Bilanz: Die Südtiroler Landwirtschaft entwickelt sich stetig weiter, passt sich an neue Rahmenbedingungen an und zeigt beeindruckenden Erfindergeist. Die Abteilung Innovation & Energie wird diesen Weg auch in Zukunft begleiten und weiter stärken.

Weitere Artikel zu diesem Thema