Fünf Produkte gibt es mittlerweile von Carnethics. Für jede verkaufte Packung bekommt der Bäuerliche Notstandsfonds einen Teilbetrag gespendet.

Produkte mit sozialem Gewissen

Ein innovatives, nachhaltiges und gesundes Produkt schwebte Gabriel Herrnhofer vor. Gemeinsam mit dem Metzger Alexander Holzner produziert er nun unter der Marke „Carnethics“ gefriergetrocknete Fleischsnacks. Seinem Wunsch, dem BNF zu danken, kommt er damit auch nach.

Lesedauer: 10
Leben

Gabriel Herrnhofer ist 19 Jahre jung und schon Unternehmer. Noch während seiner Schulzeit am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium Bozen begann er zu recherchieren: Er wollte ein innovatives Lebensmittel herstellen, bald schon entschied er sich für gefriergetrocknete Fleischsnacks. Mit viel Elan und großen Plänen ging er zur Handelskammer – und wurde schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Allerdings brachte ihn der Berater dort mit dem Metzgermeister Alexander Holzner aus Lana zusammen. Dieser fing sofort Feuer für Gabriels Idee und gemeinsam setzten sie sie um: Heute gibt es vier Sorten Fleischsnacks und eine Brühe von Carnethics, ihrem gemeinsamen Start-up. Was der junge Eppaner damit vorhat und was sein Projekt mit dem Bäuerlichen Notstandsfonds zu tun hat, erzählt Gabriel Herrnhofer im Interview mit dem „Südtiroler Landwirt“.

Südtiroler Landwirt: Gabriel, du hast ein neues Produkt entwickelt, aber du verfolgst damit auch einen karitativen Gedanken. Wie kam es dazu?
Gabriel Herrnhofer:
Da muss ich etwas ausholen: Ich habe einen großen Bruder; er heißt Moritz, ist 24 Jahre alt und hat neben Autismus auch eine seltene Krankheit. Unser Vater ist vor zehn Jahren gestorben, meine Mutter kümmert sich um Moritz. Der Bäuerliche Notstandsfonds hat uns bereits vor Jahren geholfen und die Ausbildung eines Begleithundes für Moritz finanziert. Dieser Hund steht meinem Bruder zur Seite und unterstützt ihn im täglichen Leben. Bei Notfällen ist er da und kann beispielsweise einen Notruf absetzen. Für uns hat diese Hilfe viel bedeutet, wir sind sehr dankbar dafür! Als das Projekt Carnethics Gestalt angenommen hat, ist in mir die Idee gereift, mich beim Bäuerlichen Notstandsfonds für diese Unterstützung erkenntlich zu zeigen und habe eine Benefizaktion ins Leben zu rufen. Das passt in unser Gesamtkonzept, denn wir unterstützen mit unserem Produkt kleine, regionale Produzentinnen und Produzenten, verarbeiten das gesamte Tier und verwenden Fleischteile, die traditionell kaum genutzt werden. Gemüse, Kräuter, Würzungen und Traubenkerne, die in den Produkten mitverarbeitet sind, stammen aus heimischem Bioanbau.

Wie konkret schaut die Benefizaktion aus? 
Für jede Packung, die wir online (egal wohin) oder über Geschäfte verkaufen, werden wir zehn bis 15 Cent dem Bäuerlichen Notstandsfonds spenden. Die genaue Zahl ist noch zu vereinbaren. Mit dem Verkauf sind wir eben erst gestartet.

Wo kann man die Produkte von Carnethics derzeit kaufen? 
Also im Moment über unseren Onlineshop und über einige Geschäfte in Bozen und ­Eppan. Einige Fitnessstudios werden wir ebenfalls beliefern, das Interesse ist hier groß. Und wir sind dabei, in Gesprächen abzuklären, mit welchen Lieferanten und/oder Handels­ketten wir in Zukunft zusammenarbeiten werden. Sie sollen nämlich unsere Werte mittragen ...

Du hast gesagt, ihr habt gerade erst mit der Produktion begonnen. Wie läuft der Absatz? 
Stimmt, vor knapp einem Monat haben wir mit Produktion und Vertrieb begonnen, zwischen 2.000 und 3.000 Packungen haben wir inzwischen abgefüllt. Die Produktionsmenge hängt vorerst noch davon ab, wie viel Fleisch wir zur Verfügung haben, auch die Trocknungsanlage hat ihre Limits. Denn wir trocknen alles selbst: Traubenkerne, Gemüse, Kräuter. Nun ist zu schauen, wie sich die Nachfrage entwickelt. Parallel dazu werden wir die Produktionsmengen anpassen und steigern. Und damit sukzessive wachsen.

Wo siehst du die größte Zielgruppe für eure Produkte? 
Bei der Entwicklung unserer Produkte haben wir vor allem mit Sportlerinnen und Sportlern zusammengearbeitet: Ihre Rückmeldungen waren durchwegs sehr gut – sowohl was den Geschmack anlangt als auch für die Snacks an sich. Die größte Zielgruppe verorten wir also da, das heißt bei Wanderern, Läuferinnen, Bergsteigern, aber auch bei Leuten, die hobbymäßig Tennis oder Fußball spielen … Auch für Menschen, die während ihrer Arbeit – beispielsweise im Büro – eine gesunde, hochwertige Mahlzeit zu sich nehmen möchten mit ausreichend Mineralien, vielen Proteinen und anderen wertvollen Inhaltsstoffen, sind die Snacks geeignet. Sie sind leicht, brauchen wenig Platz und sind praktisch mitzunehmen, lange haltbar sind sie obendrein. Der Fleischgeschmack bleibt im Hintergrund, vor allem schmecken unsere Produkte nach den Gewürzen bzw. Gemüsen, die wir dazugeben: also wahlweise nach Pizza, Minze oder Rote Bete. 

Noch eine letzte Frage: Auf der Verpackung steht „ohne Zusätze“, was aber ist OPC?
OPC steht für „Oligomere Proanthocyanidine“ und ist ein rein pflanzlicher Stoff. Es wird aus Traubenkernen gewonnen und wirkt antioxidativ. OPC ist also kein Zusatzstoff, sondern ein sekundärer Pflanzenstoff, der einen konservierenden Effekt hat und unser Produkt zudem aufwertet. Wir beziehen die Traubenkerne von einem Bioweingut in Eppan. Wir sortieren und reinigen sie eigenhändig, bevor sie gefriergetrocknet und dann pulverisiert und den Fleischsnacks zugesetzt werden. Dadurch werden die Produkte länger haltbar und noch wertvoller für die Gesundheit. 

Interview: Renate Anna Rubner

Weitere Artikel zu diesem Thema